6 Installation und Einsatz unter Windows

Dieser Abschnitt gilt nur für die 32-Bit Windows-Systeme Windows 9x, ME, NT, 2K oder XP. Neben der 32-Bit-Unterstützung muss die benutzte Windows-Version die Microsoft-Joliet-Erweiterungen für CD-ROMs und DVDs unterstützen. Sie können das einfach testen, indem Sie sich den Inhalt der CD-ROMs oder DVD im Explorer anzeigen lassen. Sehen Sie lange Dateinamen in Klein-/Großschreibung, ist Ihr System für TeXLive geeignet, ansonsten nicht.

Dieses Win32-TeX-System entspricht 100 % dem fpTeX-System von Fabrice Popineau. Es enthält einen Previewer, der sich in der Bedienung an den etablierten xdvi anlehnt, nämlich Windvi. Die Anleitung ist unter texmf/doc/html/windvi/windvi.html zu finden.

6.1 TeXLive.exe

Das Installationsprogramm startet nach dem Einlegen der demo-CD oder DVD automatisch, wenn Ihr Rechner entsprechend eingerichtet ist. Sie sehen dann das Dialogfenster (Abbildung 1) mit folgenden Optionen:

Explore CD-Rom

TeXLive Software


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Abbildung 1: Das TeXLive-Begrüßungsfenster

Documentation

Haben Sie Ihren Rechner nicht für einen CD/DVD-Autostart eingerichtet, müssen Sie das Programm direkt starten (Arbeitsplatz öffnen, rechter Mausklick auf das CD-Symbol und starten Sie mit Öffnen das Programm TeXLive.exe im Verzeichnis bin/win32).

6.2 TeXLive von CD-ROM oder DVD starten

Sie können auf Kosten der Ausführungsgeschwindigkeit alle zu TeX gehörenden Programme von der demo-CD oder live-DVD starten und auf alle Makros und Zeichensätze zugreifen, ohne das TeX-System auf Platte installieren zu müssen. Ein »Live«-Betrieb von der inst-CD ist nicht möglich.

Für den »Live«-Betrieb müssen einige Umgebungsvariablen geändert und Hilfsverzeichnisse auf der Festplatte eingerichtet werden. Die Verzeichnisse werden für die Konfigurationsdateien benötigt, die benutzerspezifische Einstellungen enthalten. Außerdem werden hier Formatdateien und bei Bedarf erzeugte Fontdateien gespeichert.

Unter Windows wählen Sie aus dem Menü »Explore CD-Rom« die Option »Run TeX off CD-Rom«. Es wird ein temporäres Verzeichnis kreiert, in das einige Konfigurationsdateien kopiert werden. Dann wird automatisch der XEmacs-Editor gestartet, und Sie haben nun die Möglichkeit Text einzugeben, diesen von TeX setzen zu lassen, ihn am Bildschirm anzuschauen oder auszudrucken.

Der XEmacs-Editor wird in einer geänderten Umgebung gestartet: In dem temporären Verzeichnis wird ein TDS-konformer1 texmf-Baum aufgebaut. Er wird für Dateien benötigt, die während der Laufzeit erzeugt werden, wie beispielsweise pk-Fontdateien und Formate. Konfigurationsdateien werden hierher kopiert, so dass Sie die Möglichkeit haben, sie bei Bedarf zu editieren. Es wird eine ls-R-Dateinamen-Datenbank für diesen texmf-Baum erzeugt. Sobald Sie eine TeX-Datei editieren oder kreieren, wird im XEmacs-Editor der AUC-TeX-Mode aktiviert, der seine gesamte Stärke ausspielt.

Wenn Sie M-x shell2 aus XEmacs heraus starten, haben Sie Zugriff zu allen TeXLive-Tools über die Kommandozeileneingabe in XEmacs.

Fortgeschrittene Anwender können die klassische Kommandozeilen-Version der Batchdatei mkloctex.bat im Verzeichnis bin\win32 nutzen. Dazu öffnen Sie das Start-Menü, wählen Ausführen... und suchen dann mit der Option Durchsuchen... die Datei mkloctex.bat auf der CD/DVD. Bevor Sie OK drücken, sollten Sie zwei durch Leerzeichen getrennte Parameter angeben: den Laufwerksbuchstaben Ihres CD/DVD-Laufwerks und den Laufwerksbuchstaben der Festplatte, auf die die Hilfsverzeichnisse abgelegt werden sollen. Damit sähe die Kommandozeile beispielsweise wie folgt aus: bin\win32\mkloctex.bat d c. Lesen Sie nach Abschluss der Installation die angezeigten Informationen durch. Arbeiten Sie unter Windows 9x/ME, müssen Sie einen Neustart von Windows durchführen.

6.3 Installation von Support-Paketen für Windows

Für ein vollständiges TeXLive-System werden noch eine Reihe von Paketen benötigt, die überlicherweise nicht zum Standard-Repertoire von Windows gehören. Hierzu gehören Perl, der PostScript-Interpreter Ghostscript und eine graphische Toolbox, Zudem kann ein TeX-orientierter Editor eine deutliche Erleichterung bei der Tipparbeit darstellen.

Alle diese Programme sind für Windows verfügbar, und um das Leben ein bisschen einfacher zu machen, sind sie auch auf der TeX-Collection vertreten:

Diese Pakete werden als Ganzes installiert, die Sammlung ist unter dem Namen XEmTeX bekannt.

Perl und Ghostscript werden auf jeden Fall installiert, wenn Sie auf ihrer Maschinen fehlen, gleichgültig ob Sie XEmTeX installieren wollten oder nicht. Dies liegt darin begründet, dass sie von vielen Programmen benötigt werden. Die Environmentvariablen PERL5LIB und GS_LIB werden entsprechend gesetzt.

Wenn Sie mit dem installierten XEmacs arbeiten, werden ausschließlich die Programme und Versionen unter bin/win32 angesprochen und benutzt. Der Grund hierfür ist, dass TeXSetup.exe keinerlei Programme außerhalb der TeXLive-Umgebung installiert, keine externen Installationsprogramme aufruft, noch versucht installierte Pordukte zu erkennen und zu nutzen. Die XEmTeX-Sammlung ist völlig eigenständlich und wird aktiv weiterentwickelt. Die Referenzseite für diese Projekt ist http://www.fptex.org/xemtex/.

Wenn Sie diese Sammlung nicht installieren möchten, sind Sie auf sich gestellt, die notwendigen Tools und Pakete zur Vervollständigung ihres TeXLive-System verfügbar zu machen. Nachfolgend finden Sie eine Liste der Tools und die zugehörigen Adressen, wo Sie sie herunterladen können:

Ghostscript
http://www.cs.wisc.edu/~ghost/, auf der TeX-Collection finden Sie die Version 8.11 unter \ctan\nonfree\support\ghostscript\AFPL
Perl
http://www.activestate.com/ (zusätzliche Perl-Module erhalten Sie von CPAN: http://www.cpan.org/)
ImageMagick
http://www.imagemagick.com
NetPBM
als Alternative zu ImageMagick können Sie NetPBM für die Bearbeitung und Konversion ihrer Graphikdateien benutzen. Die NetPBM-Homepage ist http://netpbm.sourceforge.net/.
TeX-Editoren
die Zahl der Editoren ist groß, und da es meist Geschmackssache ist, hier eine kleine Auswahl:

Sie werden sicherlich weitere Tools installieren wollen, die »nicht frei«3 sind und deshalb auf der TeXLive fehlen, so zum Beispiel GSView. Dieser Begleiter von Ghostscript, der das Anschauen von PSPDFDatei vereinfacht, ist erhältlich unter der URL http://www.cs.wisc.edu/~ghost/gsview/ oder von der TeX-Collection-DVD unter \ctan\nonfree\support\ghostscript\ghostgum.

6.4 Installation auf die Festplatte

Warnung: Win9x-Benutzer sollten vor der Installation sicherstellen, dass genügend Environment-Platz zur Verfügung steht. TeXSetup.exe macht keine Anpassungen an der Größe des Environments. Da einige Variable erzeugt und benötigt werden, kann es leicht passieren, dass der Platz nicht ausreicht. Sorgen Sie mit dem Befehl SHELL=<path>COMMAND.COM /E:4096 /P in der Datei config.sys für eine Vergrößerung.

Zur Installation legen Sie eines der TeX-Collection-Medien ein und warten auf den automatischen Start. Wenn Sie die inst-CD in Benutzung haben, müssen Sie \bin\win32\TeXSetup.exe direkt starten. Bei der demo-CD oder live-DVD wählen Sie im Menü »TeXLive Software« die Option »Install on Harddisk«, durch die das Installationsprogramm TeXSetup.exe im Verzeichnis bin/win32 gestartet wird (ein direkter Start ist ebenso möglich).

TeXSetup.exe ist der Windows-Setup-Assistent, der im Weiteren Verlauf Menü-Fenster öffnet, durch die Sie Einfluss auf die Installation nehmen können.

Welcome Page (Abbildung  2 ,oben)
Sie können direkt die Option »Quick Install« anklicken. In diesem Fall läuft die Gesamtinstallation ohne weitere Fragen mit den empfohlenen Standardsettings bis zum Ende. Unter Window-Versionen mit Multi-User-Funktionalität können Sie als administrator oder power user durch Anklicken des entsprechenden Kästchens entscheiden, ob TeXLive für alle Nutzer oder nur für Sie selbst installiert wird.

Um die XEmTeX-Sammlung (XEmacs, Ghostscript, Perl, ImageMagick und Ispell) zu installieren können Sie an der Box »Install XemTeX support« das Häckchen setzen.


Welcome Page Source Page

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Abbildung 2: TeXLive-Setup-Assistent (Wizard)

Source Page (Abbildung  2 , unten)
Dieses Menü ist etwas komplexer. Es erlaubt Ihnen zwei Quellen für Ihr TeXLive-System anzugeben, zum Einen ein lokales Verzeichnis (»local source directory«) und zum Anderen bei Bedarf auch eines, das über Netzwerk (remote) angesprochen wird (»remote source directory«).

Wozu werden nun zwei Quellen benötigt? Das TeXLive-System ist vollständig von der TeX-Collection verfügbar, andere nützliche Pakete hingegen nicht; dies gilt insbesondere für Win32-Systeme. Zum Einen, weil nur auf der DVD ausreichend Raum zur Verfügung stand, zum Anderen bedingt durch Lizenz-Modelle, die nicht mit dem TeXLive-System vereinbar waren und somit diese Pakete nicht auf den CDs zu finden sind. Zum Laden dieser Pakete ist eine Internet-Verbindung notwendig.

Es besteht aber kein Grund zu Verzweifeln, denn die Standardeinstellung erlaubt eine vollständige Installation ausschließlich von der TeX-Collection. Sie haben dann zwar keine Möglichkeit, die optionalen Pakete zu installieren, dies können Sie aber zu jedem Zeitpunkt später nachholen.

Sie können also Ihre Datei laden


Root Page Scheme selection Page

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Abbildung 3: TeXLive-Setup: Rootverzeichnis/Schema-Auswahl

Root Page (Abbildung  3 , oben)
In diesem Menü können Sie festlegen, wo die Dateien installiert werden sollen. Hierbei ist nur das Wurzelverzeichnis (»Root directory«) wichtig, da alle weiteren Verzeichnisse gemäß der Standard-TeX-Verzeichnisstruktur (TDS) angelegt werden. Sie können den Pfad für $TEXMFEXTRA Extra TeXMF tree«) auf ein TDS-Verzeichnis mit weiteren TeX-Dateien zeigen lassen (siehe Hinweis im Abschnit 10.4 auf Seite 88) und den Pfad für $HOMETEXMF Home TeXMF tree«) korrigieren, den Windows mit dem belegt, was es für das Home-Verzeichnis des Benutzers hält.
Scheme selection Page (Abbildung  3 , unten)
In diesem Menü ist es möglich, aus einer Anzahl von vorkonfigurierten Schema-Definitionen zu wählen. Es existieren drei Grunddefinitionen (basic, full und recommended), die Empfehlungen der TeX-Benutzergruppen GUTenberg und GUST und eine Definition für XML-Applikationen. Diese Schemas legen die empfohlene Konfiguration für eine Umgebung oder Sprache fest. Für den deutschsprachigen Raum kann neben dem Schema »Generic recommended TeXLive scheme«, das sowohl Deutsch, britisches Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesich, Spanisch, Tschechisch und Niederländisch enthält, auch »GUTenberg TeXLive scheme« (Deutsch und Französisch) bzw. »Generic full TeXLive scheme« mit 27 Sprachen oder Sprachfamilien gewählt werden.

Nach der Auswahl eines Schemas haben Sie zusätzlich noch die Möglichkeit, die Konfiguration zu verändern oder selbst zu bestimmen. Hierzu müssen Sie das Kästchen »I want to customize the selected schema« (ich möchte das gewählte Schema meinen Bedürfnissen anpassen) anklicken.


TPM Files Progress Packages Page

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Abbildung 4: TeXLive-Setup: TPM-File/Paketauswahl

Get TPM Page (Abbildung  4 , oben)
Dieses Fenster zeigt nur den Fortgang bei der Analyse der (von der TeX-Collection oder Internet) geladenen .tpm-Dateien an, die die Informationen und Abhängigkeiten über die zu kopierenden Pakete und Dateien für die gewählten Sammlungen enthalten.
Packages Page (Abbildung  4 , unten)
Die Sammlungen und Pakete werden in einer Baumstruktur dargestellt. Die Verbindungen (Äste) stellen Bezüge dar im Sinne: Sammlung benötigt Sammlung/Paket. Sie können jede Sammlung oder jedes beliebige Paket aus- oder abwählen, solange dies nicht im Widerspruch zur Abhängigkeit anderer ausgewählter Pakete steht. So ist es nicht möglich »tex-basic« abzuwählen, ohne dabei alle Sammlungen abzuwählen, die dieses Paket auch benötigen. Bitte denken Sie daran, dass Sie »tex-langgerman« wählen müssen, wenn Sie deutsche Trennmuster in den TeX/LaTeX-Formaten benötigen. Die Wahl einzelner Pakete aus dieser Sammlung reicht nicht.


win32-Support Review Page

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Abbildung 5: Win32-Programme/Installationsübersicht

Die Sammlung »XEmTeX« ist Windows (win32) spezifisch (Abbildung  5  oben). Wenn Sie nicht schon auf der Seite mit dem TeXLive-Setup-Assistenten (Abbildung 2 auf Seite 46) bei der Option »Install XemTeX support« das Häckchen gesetzt haben, können Sie nun individuell die Pakete installieren lassen: Ghostscript, Hilfsprogramme wie Perl oder ImageMagick, XEmTeX-Editor fertig konfiguriert für TeX. Keines dieser Pakete ist standardmäßig für die Installation angewählt.

Dieses Menü gibt auch Auskunft darüber, wieviel Plattenplatz das angewählte Paket benötigt, den Bedarf aller ausgewählten Pakete und den verfügbaren Platz auf der Festplatten-Partition, die Sie für die Installation gewählt haben. Außerdem können Sie hier noch festlegen, ob die Dokumentation und/oder die Quelldateien zu den gewählten Paketen installiert werden sollen.

Review Page (Abbildung  5 , unten)
Hier finden Sie eine Zusammenfassung Ihrer Auswahl mit Angaben über den benötigten Plattenplatz. Sie haben immer noch die Möglichkeit, Ihre Auswahl zu ändern.
Files Copy Page
Die ausgewählten Dateien werden nun auf die Festplatte kopiert. Dabei werden, wenn nötig, Pakete vom Internet geladen und ausgepackt.
Configuration Page (Abbildung  6 , oben)
Bei manchen Software-Paketen ist im Anschluss an die Installation noch ein Konfigurationslauf notwendig, ebenso müssen beim TeXLive-System die Formatdateien erzeugt, die Dateinamen-Datenbank aufgebaut und Umgebungsvariablen gesetzt werden. All dies wird jetzt durchgeführt und kann je nach Konfiguration einige Zeit dauern.


Configuration Page Final Page

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Abbildung 6: Abschlusskonfiguration/Installationsabschluss

Final Page (Abbildung  6 , unten)
Die Installation ist nun abgeschlossen, Sie können sich jetzt die windowsspezifische Dokumentation im HTML-Format anschauen oder die Protokolldatei des Installationsprozesses prüfen. Unter Windows9x/ME müssen Sie den Rechner noch neu starten.

Beachten Sie bitte, dass unter Windows die Clustergröße der DOS-Partitionen die benötigte Festplattenkapazität radikal beeinflussen kann. Es gibt Hunderte von einzelnen Dateien im TeX-System; dadurch wird bei großen Clustern sehr viel Plattenplatz unnötig belegt. Bei einer Partitionsgröße von über 1 GByte beträgt die Clustergröße 32 KByte, somit auch die Dateimindestgröße. Speziell bei .tfm-Dateien mit Größen von wenigen KByte wird dadurch enorme viel verschenkt (der sogenannte Slack) und eine Komplettinstallation kann leicht den vierfachen Plattenplatz im Vergleich zur CD benötigen.